ABSTRAKT
Trotz ihrer verfassungsrechtlichen Gleichstellung bleiben Frauen in der Weimarer Republik in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik erheblich benachteiligt. Um ihre ökonomische, soziale und politische Gleichstellung zu erreichen, mussten und müssen sie sich selbst dafür engagieren. Unter den Frauen, die für ihre eigenen Interessen und Rechte kämpften, waren in den zwanziger Jahren relativ viele Arbeiterfrauen. Was motivierte sie dazu, gesellschaftlich aktiv zu werden? Wie prägten ihre Arbeits- und Lebensbedingungen die Möglichkeiten und Formen ihres gesellschaftlichen Handelns? Wie beeinflussten wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Reformen ihren Handlungsspielraum? Wie unterschieden sich ihre Lebenslage und ihr Selbstverständnis von dem ihrer Mütter im Kaiserreich? Karen Hagemann geht diesen Fragen am Fallbeispiel des sozialdemokratischen Milieus in Hamburg und im steten Vergleich mit der Entwicklung auf Reichsebene nach. Neben der Auswertung zahlreicher schriftlicher und bildlicher Quellen stützt sie sich auf die Arbeit mit Oral History: Über fünfzig Arbeiterfrauen wurden zu ihrer Lebensgeschichte und ihren Erfahrungen befragt. Im Ergebnis ist so eine umfassende und grundlegende Darstellung und Analyse der Weimarer Republik entstanden, die überzeugend Sozial- und Alltagsgeschichte, Struktur- und Erfahrungsgeschichte miteinander verknüpft.
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
1. Hausarbeit, Lebenshaltung und Wohnen
Lebenshaltung und Hausarbeit
Die Wohnung als Arbeitsplatz der Hausfrau
Die alltägliche Hausarbeit von Arbeiterfrauen
Der „spezifische weibliche Hauptberuf Hausfrau“
Die Organisation der „proletarischen Hausfrauen“
2. Familienarbeit und Arbeiterfamilie
Arbeiterfamilie und Bevölkerungspolitik
„Rationalisierung der Fortpflanzung“
Familienideal – Familienrealität
3. Arbeiterfrauen im Erwerbsleben
Frauen in der Männerwelt des Berufs
Frauenerwerbsarbeit und Arbeitsmarktpolitik
Frauen in den freien Gewerkschaften
4. Die sozialdemokratische Frauenbewegung
Die Ideologie und Politik der sozialdemokratischen Frauenbewegung
Frauen und SPD
Die Praxis der sozialdemokratischen Frauenbewegung
Die Stellung der Frauen in der SPD
Anhang